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Die Vergessenen (1)

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Lilija ist 9 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihren 4 kleinen Geschwistern im Haus ihrer Großmutter nahe Mariinka (Vorort westlich von Donezk) im Schatten einer großen Abraumhalde, hinter der die Front liegt. Ihr eigenes Haus steht nicht mehr. Es wurde von ukrainischer Artillerie zerstört – in einem Gebiet, in dem sich nach Aussagen der Einwohner nie irgendwelche militärischen Objekte befanden und auch jetzt nicht befinden.

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Lilija, 9 Jahre aus Donezk

Wir haben vor Ort tatsächlich absolut nichts dergleichen finden können, weder aktuelle noch ggf. Überbleibsel alter militärischer Stellungen. Es ist ein reines ziviles Wohngebiet.

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Am 29. Februar 2016 wurde Lilijas Mutter bei einem ukrainischen Raketenangriff auf dieser Straße in der Siedlung verletzt. Es gab und gibt dort keine militärischen Ziele.

Vor dem Beschuss schützen sie sich im Keller, den uns Lilija zeigt. Am 29. Februar 2016 wäre es für die Mutter der 5 Kinder jedoch beinahe zu spät gewesen. Auf der Straße wurde sie von einschlagenden Raketen überrascht und verletzt. Wieder und wieder Deckung suchend, hat sie es nach Hause geschafft und erst dort beim Ablegen des Mantels bemerkt, dass sie von Splittern getroffen wurde. Das Blut rann ihr aus dem Ärmel. Die Splitter streiften sie jedoch nur, so dass die Verletzung nur leicht war. Nach einer schnellen Operation im Krankenhaus konnte sie wieder nach Hause.

Das Bergwerk, in dem die Leute in der Gegend gearbeitet haben, ist zerbombt. Die Familie erhält ca. 3.000 Rubel (ca. 37,50 EUR) als Unterstützung für die Kinder. Die humanitäre Hilfe, die ihnen gebracht wurde, stammt aus Spenden aus Deutschland.

Der Vater hat zu Beginn des Krieges die Flucht nach Russland ergriffen. Das war vor fast 2 Jahren. Seitdem haben sie nichts mehr von ihm gehört. Auch so etwas gibt es und es ist kein Einzelfall.

Lilija möchte Lehrerin werden. Und sie hat für uns gesungen. Ein Lied für ihre Mama. Wir werden Lilija im Film singen hören.

Lilija und ihre Familie gehören zu den „Vergessenen“ der Krisen und Kriege auf dieser Welt. Weil sie keine Rolle spielen in den Medien.
Weil Zivilisten und zivile Opfer nur dann eine Rolle spielen in den westlichen Medien, wenn man sie irgendwie Russland in die Schuhe schieben könnte. Sie sind nur dann eine Meldung wert, wenn sie ins „Konzept passen“. Egal ob im Donbass, der Ukraine, Syrien, Irak, Afghanistan, Yemen …

Kategorien:Deutsch, Ukraine

2 replies »

  1. Danke für den Beitrag und den Blog im Allgemeinen.

    Menschen, die wie hier dem Beschuss der eigenen Regierung ausgesetzt sind und sich dagegen wehren, werden übrigens, wie öfters schon geschehen, von der ARD als „Terroristen“ und einmal gar als „prorussischer Mob“ bezeichnet.

    Ein widerliches Wording.

    Um die sog. „prorussishen Separatisten“ zu zermürben, werden zuerst zivile Ziele angegriffen, die militärischen Anlagen kommen vielleicht irgendwann.

    Verlierer ist immer die Bevölkerung. Allen voran Frauen und Kinder.

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  2. Ich fühle mich so hilflos … Mir fehlen die Worte … Es ist kein Wort mehr zu lesen oder zu hören über den vom Westen gewollten Krieg dort. Danke und mein größter Respekt an Mark.
    Ich werde den Namen und das (?) Blog von Mark immer weiter verbreiten, dass die Schande des Westens nicht vergessen und hoffentlich bestraft wird.

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